KI-Kunst? „Das ist doch keine echte Kunst, das ist nur ein Werkzeug!“ – So oder so ähnlich klingen die üblichen Stimmen, wenn es um Bildgeneratoren, neuronale Netze und andere Wunderwerke der Künstlichen Intelligenz geht. Man könnte sich mit solch einer Behauptung glatt in die Steinzeit zurückwünschen, als abgebrochene Knochen noch als prädestinierte Werkzeuge herhielten. Offensichtlich war damals alles ganz „echt“. Doch stellen wir uns kurz folgende Szene vor: Ein Schreiner soll einen kunstvollen, antiken Schrank bauen oder einen Tisch aus dem 19. Jahrhundert restaurieren. Würde er, um in den Augen selbst ernannter Puristen nicht an „echtem“ Handwerk zu verlieren, auf alle modernen Werkzeuge verzichten? Vermutlich würde er resignierend die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und entnervt fragen, ob wir noch alle Bretter am Zaun hätten.
Beginnen wir mit dem Spannungsfeld: „Kunst vs. KI“. Kritiker raufen sich die Haare, wenn sie hören, dass ein Mensch nur ein paar Stichwörter eintippt – vielleicht „koloriertes Seepferdchen im futuristischen Designer-Anzug auf dem Mars“ – und die KI binnen Sekunden ein Bild generiert, das wahlweise an Leonardo da Vinci, Banksy oder Picasso erinnert. „Das ist doch Betrug“, sagen sie. „Da steckt keine ‚echte‘ Künstlerseele drin.“ Doch genau hier liegt der Haken: Mensch und Maschine bilden mittlerweile eine Synthese, die neue Formen künstlerischen Ausdrucks möglich macht. Ob einem das gefällt, ist eine ganz andere Frage. Aber zu behaupten, KI-Kunst sei keine Kunst, wirkt so erleuchtet wie der ruhmreiche Versuch, die Existenz von E-Gitarren zu leugnen, weil sie „nicht akustisch“ seien.
Eine kleine Reise in die Vergangenheit: Auch die Fotografie wurde einst als Betrug und „Seelenlosigkeit“ abgestempelt. Maler sträubten sich gegen die neue Technik, weil sie den Menschen scheinbar um die Kunstfertigkeit des Pinselstrichs brachte. Doch was geschah? Fotografen formierten sich, experimentierten mit Perspektiven, Licht und Chemie und riefen eine völlig neue Kunstform ins Leben. Und so, fürchte ich, wird es auch bei KI-Art sein: Unaufhaltsam und voller Zauber für jene, die sich darauf einlassen.
Gegenargument Nummer zwei: „Ja, aber die KI ist doch nur ein Werkzeug.“ Aha. Schauen wir uns besagten Schreiner an, der einen umwerfenden Schrank zimmert. Sollte er tatsächlich auf jede Säge, jeden Akkuschrauber und jedwedes nützliche Maschinen-Gadget verzichten, nur damit wir später in einer Szene wie aus dem Mittelalter sagen können: „So, jetzt ist es wahre Kunst!“ Ob er uns dann noch ernst nimmt? Dasselbe gilt für Maler, die mit Airbrush-Pistolen, Siebdrucken oder Photoshop hantieren, oder für Komponisten, die Musik am Computer erschaffen. Werkzeuge sind Hilfsmittel – nicht mehr und nicht weniger. Letztlich bestimmt doch der schöpferische Atlas, wo es gestalterisch langgeht.
Gewiss, die KI wird nicht meditativ vor der Leinwand sitzen und mit philosophisch verklärtem Blick die Pinselführung justieren. Dennoch arbeiten KI-Künstler und -Künstlerinnen genau an diesem Punkt: Sie kuratieren, korrigieren, kombinieren und generieren – ein Prozess, der zeitweise nicht weniger komplex ist, als das Arrangieren klassischer Collagen. Tatsächlich steht dort ein Mensch, der Parameter einstellt, den Algorithmus anpasst oder ihn ganz bewusst in die Irre führt, damit etwas Überraschendes entsteht. Die Idee, die Ästhetik, das Konzept stammt von einem realen Kopf, der sich künstlerisch ausdrücken will. Die KI ist das Werkzeug, das diese Ideen auf neuartige Weise materialisiert. Wer also behauptet, KI-Art sei nicht kreativ, hat vermutlich schon sehr lange keinen Blick mehr in seine eigenen Werkzeugkasten geworfen.
Wenn man die Diskussion auf die Spitze treibt, könnte man selbst Bleistifte verbannen. Denn wenn wir den Purismus so weit treiben, benötigen wir direkt unsere Fingernägel für die Höhlenmalerei. Schade nur, dass wir da keine schmeichelhaften Likes im Internet ernten. Ironie beiseite: Am Ende entscheidet das Publikum, was es als Kunst betrachtet. Und dass KI-Kunst längst Publikum findet (oft und gern sogar sehr zahlreich), sollte selbst den Skeptikern zu denken geben.
Wer also behauptet, KI-Art habe keinen künstlerischen Wert, kann sich ebenso fragen, ob Dampfmaschinen einst kein legitimer Bestandteil der industriellen Revolution waren. Vielleicht hätte man damals lieber weiter mit dem Eselkarren durchs Land tuckern sollen, um die „Echtheit“ des Transports zu wahren. Aber wie das so ist: Der Fortschritt geht seinen Weg – ob mit oder ohne Zustimmung. Und in der Kunst war es noch nie anders.
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